Seit Wochen ist in Osnabrück die Enttäuschung groß. Monate lang haben sich im letzten Jahr verschiedene Organisationen und Institutionen damit beschäftigt, ein eigenes Konzept zur Unterbringung der Flüchtlinge zu entwerfen. Ihre Vorstellungen sind ins „Konzept zur Wohnraumversorgung und Integration von Flüchtlingen der Stadt Osnabrück“ eingeflossen.
Und fast zugleich den Abschiebungsbescheid (auf Deutsch!).
Wie
viele Traumata kann man einem Menschen zumuten? Wie lange darf eine Person nach
dramatischen Erlebnissen zur Ruhe kommen? Nur einige Monate?
Bis
zu 80 Flüchtlinge werden in den nächsten Wochen die Stadt verlassen müssen, 53
von ihnen in Richtung Italien. Für die Letzteren eine reine Horrorvorstellung.
Dass ihnen dort die Kinder entzogen werden, wie ihre Angst ihnen suggeriert,
können Hilforganisationen, wie Caritas Italia und Terre des Hommes Italia, die
ich kontaktiert habe, – zum Glück - dementierten. Jedoch würde es ihnen in
Italien schlecht gehen, heißt es. Unsere Flüchtlinge haben dort schon schlechte
Versorgung, Hunger und Leben auf der Straße erlebt und möchten die Erfahrung
nicht wiederholen: „We don't need Italia“, steht auf einem Plakat.
Klar
ist, dass das Land mit der Betreuung der ständigen Flüchtlingswellen völlig
überfordert ist. Welches Land wäre es nicht?
Lampedusa
ist eine kleine Insel von ca. 20 km². Wie würde Deutschland klar kommen, wenn
jeden Tag Hunderte bis Tausend Leute auf Juist oder Norderney landen würden?
Einfach locker abwarten und Tee trinken oder Hilfe bei den Nachbarländer holen
und zusammen das Dublin-Abkommen ändern?
Für
die momentane Notlage in einigen Erstaufnahmestaaten hat jeder Verständnis.
Aber
was können wir Osnabrücker gegen ein Abkommen tun, dass uns die Hände bindet?
Zum
Donnerstag 20. März wollten sich zuerst 150 Personen gegen die drohenden
Abschiebungen auflehnen, weil „kein Mensch illegal“ sein, sondern in eine „Welt
ohne Grenzen“ frei über seinen Wohnort entscheiden sollte. Am Ende des
Protestmarsches waren es ca. 600, die vor dem Rathaus standen und die Vertreter
der Politik zum Handeln aufforderten.
Die
Mitglieder des Sozialausschusses tagten gerade zum Thema, unterbrachen die
Sitzung und stellten sich den Fragen der Demonstranten. Wünsche, wie
„Unterbringt mal die Flüchtlinge im Rathaus!“, werden unerfüllt bleiben, jedoch
unternehmen sie gerade alles in ihrer Macht, um den Flüchtlingen zu helfen.
Wenn
ich drei Wünsche frei hätte, wären es die folgenden:
1. Das Dublin III Abkommen, wird insofern geändert, dass
kein Flüchtling in einen Erstaufnahmestaat zurück muss, mindestens solange
dieser offensichtlich mit der Betreuung überfordert ist.
2. Die Flüchtlinge, die einer Stadt anvertraut werden und
sich wohl fühlen, dürfen dort bleiben.
3. Es steht in der Macht einer Stadt das zu entscheiden.
Schließlich ist unsere Friedensstadt Osnabrück mit den
bis jetzt angekommenen Flüchtlingen doch nicht überfordert. Das haben wir
inzwischen bewiesen.
Daniela Dandrea
Mitglied des
Comites Hannover
Vorsitzende
des Migrationbeirates Osnabrück
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