28 mar 2014

Lampedusa : Mittelmeer = Norderney : Nordsee


















Seit Wochen ist in Osnabrück die Enttäuschung groß. Monate lang haben sich im letzten Jahr verschiedene Organisationen und Institutionen damit beschäftigt, ein eigenes Konzept zur Unterbringung der Flüchtlinge zu entwerfen. Ihre Vorstellungen sind ins „Konzept zur Wohnraumversorgung und Integration von Flüchtlingen der Stadt Osnabrück“ eingeflossen.
Wohnraum wurde gesucht, begutachtet und renoviert. Dort zogen ab Herbst Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten ein. Arbeitsgruppen aus Ehrenamtlichen kümmerten sich um sie, besuchten sie und organisierten u.a. Spendensammlungen, Sprachlernhelfer und Treffen mit den Nachbarn. Die Flüchtlinge sagten: „Wir fühlen uns wohl in dieser Stadt...und wollen hier bleiben.“ Sie erhielten sogar einen Willkommensbrief vom Osnabrücker Oberbürgermeister.



















Und fast zugleich den Abschiebungsbescheid (auf Deutsch!).
Wie viele Traumata kann man einem Menschen zumuten? Wie lange darf eine Person nach dramatischen Erlebnissen zur Ruhe kommen? Nur einige Monate?
Bis zu 80 Flüchtlinge werden in den nächsten Wochen die Stadt verlassen müssen, 53 von ihnen in Richtung Italien. Für die Letzteren eine reine Horrorvorstellung. Dass ihnen dort die Kinder entzogen werden, wie ihre Angst ihnen suggeriert, können Hilforganisationen, wie Caritas Italia und Terre des Hommes Italia, die ich kontaktiert habe, – zum Glück - dementierten. Jedoch würde es ihnen in Italien schlecht gehen, heißt es. Unsere Flüchtlinge haben dort schon schlechte Versorgung, Hunger und Leben auf der Straße erlebt und möchten die Erfahrung nicht wiederholen: „We don't need Italia“, steht auf einem Plakat.
Klar ist, dass das Land mit der Betreuung der ständigen Flüchtlingswellen völlig überfordert ist. Welches Land wäre es nicht?
Lampedusa ist eine kleine Insel von ca. 20 km². Wie würde Deutschland klar kommen, wenn jeden Tag Hunderte bis Tausend Leute auf Juist oder Norderney landen würden? Einfach locker abwarten und Tee trinken oder Hilfe bei den Nachbarländer holen und zusammen das Dublin-Abkommen ändern?
Für die momentane Notlage in einigen Erstaufnahmestaaten hat jeder Verständnis.
Aber was können wir Osnabrücker gegen ein Abkommen tun, dass uns die Hände bindet?
Zum Donnerstag 20. März wollten sich zuerst 150 Personen gegen die drohenden Abschiebungen auflehnen, weil „kein Mensch illegal“ sein, sondern in eine „Welt ohne Grenzen“ frei über seinen Wohnort entscheiden sollte. Am Ende des Protestmarsches waren es ca. 600, die vor dem Rathaus standen und die Vertreter der Politik zum Handeln aufforderten.
Die Mitglieder des Sozialausschusses tagten gerade zum Thema, unterbrachen die Sitzung und stellten sich den Fragen der Demonstranten. Wünsche, wie „Unterbringt mal die Flüchtlinge im Rathaus!“, werden unerfüllt bleiben, jedoch unternehmen sie gerade alles in ihrer Macht, um den Flüchtlingen zu helfen.

Wenn ich drei Wünsche frei hätte, wären es die folgenden:
1.    Das Dublin III Abkommen, wird insofern geändert, dass kein Flüchtling in einen Erstaufnahmestaat zurück muss, mindestens solange dieser offensichtlich mit der Betreuung überfordert ist.
2.    Die Flüchtlinge, die einer Stadt anvertraut werden und sich wohl fühlen, dürfen dort bleiben.
3.    Es steht in der Macht einer Stadt das zu entscheiden.

Schließlich ist unsere Friedensstadt Osnabrück mit den bis jetzt angekommenen Flüchtlingen doch nicht überfordert. Das haben wir inzwischen bewiesen.

Daniela Dandrea
Mitglied des Comites Hannover
Vorsitzende des Migrationbeirates Osnabrück

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