Rolf-Hermann Geller ist 1945 in der Güntherstraße (Hannover) geboren. Dann folgten zehn, für ihn dunkle Jahre der Kindheit in der Provinz, in Nienburg a. d. Weser, wo sein Vater Richter war. Ständig, seit dem vierten Lebensjahr, zeichnend, war das die einzige Freude. Die weitere Freude aber, mit seiner bildschönen Mutter Hannover zu besuchen. Stunden verbrachte er in der Gemäldegalerie des Landesmuseums, abzeichnend dort die ihn beeindruckenden großen Werke. In die Opernwelt führte ihn seine Mutter ein, prägend war für ihn der Großvater mütterlicherseits, der Kapellmeister und Komponist Hermann Ritzau. In dem gesellschaftlich groß geführten Haus mit Sängern, Musikern und bildenden Künstlern wurden wichtige Grundsteine der Kunst gelegt; ungeachtet der faszinierenden Tätigkeit des komponierenden Großvaters.
Die Partituren als „Zeichnung“ angelegt, das sichtbare Noten-Bild als Klanggewordenes. Festliche Abende, ordensgeschmückte Abendgarderoben, schöne Frauen, das „war es“, was wohl mit als Urgrund zu betrachten ist für das weitere, künstlerische Leben. Auch die Jagd nach einer ästhetisch und sinnlich aufgeladenen Welt.
Das Künstlerhaus Hannover, wo die damalige Werkkunstschule für die Aufgenommenen ihre Räume hatte, ist ein weiterer Schau-Platz seiner Jugend. Nun in der „Ausbildungs-Kunst“ lebend, fasziniert vom dortigen Lehrangebot, reifte das formale Repertoire (was Preise bei Wettbewerben belegen). Und zu oft trieb er sich am „Kröpcke“ herum, nicht nur wegen der Verabredungen, sondern auch, um ein Jahr lang seine in einem bekannten Kaffeegeschäft aufgehängte 2 m große, gezeichnete Kaffeetasse zu betrachten.
Nach dem Besuch der Werkkunstschule (mit dem Abschluss zum Grafik Designer) als freischaffender Grafiker, Art Director einer Werbeagentur tätig. Dann studierte er wieder in Stuttgart (Akademie der Bildenden Künste), Braunschweig (Hochschule der Bildenden Künste, Malklasse Prof. Peter Voigt) und an der dortigen Technischen Universität Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Philosophie. 1982 promovierte sich an der Universität Bremen zum Dr. phil. Vor seiner Berufung zum Professor an der Hochschule Neubrandenburg (1992) war er ab 1983 als Oberrat an der Universität Kiel tätig. Neben seiner lehrenden Tätigkeit stetige Arbeit am eigenen bildnerischen Werk, Ausstellungen u. a. in Braunschweig, Kiel, Hannover, Berlin, Hamburg, New York und San Francisco.
Zahlreiche Veröffentlichungen zu kunsttheoretischen Themen, bildnerischen und multiplen Darstellungsverfahren. Forschungsschwerpunkte sind performative Verfahren in Didaktik und Lehre sowie zur Schrift- und Schreibästhetik. Ebenso rege Vortragstätigkeit (u.a. im Treffpunkt Ästhetik).
Sein Engagement geht über die Kunst der Typographie und Malerei hinaus, unermüdet schreibt er Leserbriefe für die Erhaltung der Schönheit und der Bildung. Obwohl die Willmer’sche Villa (Tränenburg) – leider – nicht zu retten war, konnte er mindestens das Bild der Güntherstraße verschonen vor dem modernen Bau eines Chemie-Verwaltungsgebäudes (wobei hier „modern“ für nichtssagende, kubische Glasarchitektur steht).
Ebenso spricht er sich als aktives Mitglied des Hannoverschen Künstlervereins für die Erhaltung des Künstlerhauses für die Künstler aus. Und genauso für den Standortverbleib des Bogenschützen vor dem Neuen Rathaus. Sein Engagement findet auch Ausdruck im Leserbrief vom Spiegel Nr. 16/2009:
„Während das Humboldtsche Bildungskonzept bis zum Verschwinden diskreditiert wird, ist mit der bachelorisierten Schmal- und Schnellspurausbildung zeitgleich das Gebäude der Forschungs- und Wissenschaftsfreiheit zum Grab des Geistes geworden. Nun braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Stern der wissenschaftlichen Erlösung über keiner hochqualifizierten Forscherkapazität mehr leuchtet, was ja mittels Unterfinanzierung das Ziel der Politiker ist.“
Dem Künstler Rolf-Hermann Geller haben die Accademia di Ipazia und die Stadt Hannover viel zu verdanken, weil aus seiner Hand unser Logo und das des Festivals der Philosophie stammen, die als deutliches Erkennungsmerkmal so viel Ansehen im europäischen Netzwerk der Philosophie-Festivals erworben haben. Und der Künstler stellt sie kostenfrei zur Verfügung in der Tradition von Engagement und Liebe für die Heimatstadt.
So war es für ihn selbstverständlich, dass er das Portrait des Philosophen Leibniz, großformatig Oel auf Leinwand, fertigte und es der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis als Schenkung übereignete. In der letzten Zeit ist er als Portraitmaler äußerst gefragt.
Assunta Verrone
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